Momentaufnahmen | 2023
Multimediale "Fundstücke" machen die Komplexität der Geschehnisse der letzten Jahrzehnte bis heute noch klarer und vervollständigen zunehmend mehr ein Bild.
1923 konnte sich keiner vorstellen, ohne dieses damals neue Medium leben zu können. Das erste offizielle Radioprogramm ging am 29. Oktober 1923 in Berlin an den Start. Schon wenige Wochen später folgten weitere Radiostationen, die ihren Sendebetrieb aufnahmen, (z. B. der Mitteldeutsche Rundfunk Leipzig am 1. März 1924). Auch in Schlesiens Hauptstadt Breslau unter der Bezeichnung „Schlesische Funkstunde A. G.“ am 24. Mai 1924. Sie war zunächst eine private Hörfunkgesellschaft, die 1932 verstaatlicht und in die Reichsrundfunk-Gesellschaft eingereiht wurde: "Die "Schlesische Funkstunde"
Zum 100. Jahrestag des Rundfunks in Deutschland interviewte Herbert Schadewald für den Internetsender Radio Ginseng noch radio-aktive Zeitzeugen. So auch seinen ehemaligen Radio-DDR-I-Hörfunkkollegen und Autor des Beitrages zur "Schlesischen Funkstunde" Wolfhard Besser, der von 1961-1993 im Haus als Redakteur und Moderator tätig war.
I
Der Rundfunkjournalist Wolfhard Besser vermittelt in einem ausführlichen Interview, welches erstmalig bei Radio Ginseng im August 2023 ausgestrahlt wurde, einen umfassenden Überblick über die DDR-Rundfunkentwicklung seit 1945. Angefangen beim Alliiertenzoff in Westberlin, über die Geschichte des Berliner Funkhauses in der Nalepastraße bis hin zu den aktuellen Führungen auf dem historischen Gelände an der Spree.
Führungen durch das Funkhaus Berlin gibt es bereits seit 2007. Zum ersten Mal fand diese am "Tag des offenen Denkmals" am 9.9.07 statt. Von da an wurden sie in den folgenden Jahren jeweils am ersten September-Wochenende fortgeführt - später nach Bedarf. Auf Bitten der damaligen Geschäftsführung wurden sie von ehemaligen Rundfunkmitarbeiter:innen, die sich zu einer ver.di-Seniorenbetriebsgruppe zusammengeschlossen hatten, übernommen. Seither ist der ehemalige Rundfunk-Journalist Wolfhard Besser aktiv als sachkundiger Führer und Zeitzeuge dabei. Zum vollständigen Beitrag ...
DM alias "Deutsche Mugge" erinnert an die seinerzeit mit 26 Jahren jüngste Produzentin im DDR-Rundfunk, an Hannelore Schubert. Christian Reders Interview mit ihr lässt noch einmal hinter die damaligen Kulissen blicken. Genauso wie das mit der ehemaligen Produzentin Luise Mirsch, welches bereits seit 2016 nachlesbar ist:
Passend zum Rückblick Geteiltes aus dem Internetarchiv: Das Radio als Welterzähler - Ein Nachruf auf die Magnetbandzeit – Helmut Kopetzky | 2009
Der Raum ist das Kleid der Musik
In einer dritten, korrigierten und ergänzten Auflage erscheint aktuell das von Gisela Herzog und Gerhard Steinke verfasste Buch über die Musik-Aufnahmesäle und Hörspielstudios im Funkhaus Berlin, Nalepastraße, sowie weitere Aufführungs- und Hörräume - mit einem Gastbeitrag von Peter Burkowitz.
Das 245 Seiten umfassende Werk im A4 Format mit über 350 Bildern, lllustrationen und Diagrammen beschäftigt sich mit der Bedeutung spezifischer Studio-Akustik, die an hand von Aufnahmeräumen für Musik und künstlerischem Wort für Rundfunk, Fernsehen sowie Tonträger aller Art im ehemaligen Funkhaus Berlin veranschaulicht.
Die in einem speziellen Produktionskomplex angeordneten Studios werden aufgrund der dortigen Konfiguration und ihrer raumakustischen Eigenschaften von maßgeblichen Künstlern, Tonmeistern und Produzenten als weltweit zu den Besten gehörend eingeschätzt. Die unterschiedlichen technologischen Anforderungen für die Aufnahme und Wiedergabe sowie die angewandten raumakustischen Maßnahmen und gewonnenen Erfahrungen am Beispiel dieser Aufnahmestudios werden eingehend erläutert. Lesen Sie bitte weiter ...
Erinnert sei an die DT 64 - Podiumdiskothek, die im Jahre 2023 ihren 50. Geburtstag feiern darf. Es war DIE Musiksendung für jeden "Schallplattenunterhalter" in der DDR. Mehr dazu im Video, welches der ehemalige Moderator Jörg Wagner mit ebenfalls dem ehemaligen Kollegen Stefan Lasch in der Nalepastraße führte:
Stefan Lasch saß am 20. Juli auch bei RADIO OSTROCK im Studio als Namensgeber besagter Sendung ( Sendung zum Nachhören ). RADIO OSTROCK sendet übrigens landesweit auf DAB+ im Freistaat Sachsen auf Kanal 12A zusätzlich in Freiberg auf Kanal 10D und natürlich weltweit im World Wide Web. Bitte weiterlesen ...
30 Jahre Abschaltung von Jugendradio DT64 auf Raten: Gespräch mit Lutz Schramm und coloRadio-Sendungsmachenden
Zum 30. coloRadio-Geburtstag sprach Jenz Steiner mit dem ehemaligen Musikredakteur und Moderator von DT64 Lutz Schramm und den coloRadio-Sendunsmachenden Hagen Oppelt, Lorenz Wiedemann und Tilo Sarfert in den coloRadio-Studios im Dresdner Zentralwerk über den Einfluss von Jugendradio DT64 auf ihre Sendungen und auf subkulturelles Leben in Dresden und Sachsen, über Wege der Musikbeschaffung zu DDR-Zeiten und die Grenzen, die musikredaktionelles Arbeiten im Rundfunk der DDR hatte. Weiterlesen und -hören ...
Auch Petra Schwarz, ausgebildete Kultur- und Musikwissenschaftlerin, war einst in der Nalepastraße tätig. Genauer gesagt von 1981 bis 1991 als Kultur- und Musikjournalistin beim Jugendradio DT 64. Dort moderierte sie u. a. auch wöchentliche Sendungen mit dem Titel "Songs - Lieder mit Grips". In dem Zusammenhang sehr gern noch mal der Verweis auf das gemeinsame Buch mit Wilfried Bergholz „Liederleute“ aus dem Jahr 1989 – siehe auch Rubrik „LeseTipps“. Auch nach mehr als drei Jahrzehnten ist Petra Schwarz sehr erfolgreich in ihrer Arbeit, wie ihr Onlineauftritt eindrucksvoll belegt. Beispielsweise führt sie in ihrem Podcast "Schwarz hören" unter anderem immer auch Gespräche mit Menschen über Leben und Tod. So auch mit Ritchie Barton von Silly und Jörg Stempel, dem Nachlassverwalter der Plattenfirma AMIGA. Wiki zu Ritchie Barton und Jörg Stempel
Berliner Woche | " ... Quartier für die Kreativszene" | Autor: Philipp Hartmann
rbb 24 | Neue "Power für die Eastside" | Autor: Frank Preiss
Festivalorchester Utopia im Funkhaus | Autor: Ulrich Amling
Viele Hörer:innen assoziieren mit Radio DDR I-Sendung "Die Schlagerrevue" vorrangig erst einmal den Moderator Heinz (der) Quermann. Wer aber über Jahrzehnte hinweg dafür sorgte, dass Musik in der Sendung überhaupt gewertet werden konnte, war der Musikredakteur Siegfried Jordan. Der aus einer musikalischen Familie stammende Musikredakteur, der bereits mit fünf Jahren öffentlich am Flügel auftrat, hinterlässt in der Musikwelt nicht nur als solcher seine Spuren.
Herbert Schadewald interviewte Siegfried Jordan als Zeitzeugen für eine Sendereihe zum 100-jährigen Rundfunkjubiläum in Deutschland. Zu hören war das Interview bereits im Juli 2023 bei „Radio Ginseng“ .
Dank Herbert Schadewald sind beide Interviews nun auch auf dieser Website nachzuhören. | Rückblick ins Jahr 2019
Klaus Feldmann, geboren 1936 in Thüringen, war gelernter Buchdrucker und Journalist. Von 1957 bis 1963 agierte er als Nachrichtensprecher beim Deutschlandsender des DDR-Rundfunks. Bereits seit 1961 war er bis 1989 Sprecher bei der "Aktuellen Kamera" des DDR-Fernsehens. Die Leser:innen der Programmzeitschrift »FF dabei« wählten ihn 14 Mal zum »DDR-Fernsehliebling«. Am 15. Mai 2023 verstarb er nur wenige Wochen nach seinem 87. Geburtstag. Noch Woche zuvor hatte ihn der einstige RadioDDR I-Verkehrsjournalist Herbert Schadewald für die Sendereihe des Internetsenders „Radio Ginseng“ zum 100-jährigen Rundfunkjubiläum in Deutschland interviewt. Es war das letzte Interview, dass das beliebte „Gesicht der ‚Aktuellen Kamera‘“ einem Radiosender geben konnte. Zu hören war das Interview im Mai 2023 bei „Radio Ginseng“ . | Beide Fotos: Martina Rehmer
Im Frühjahr 2016 war erstmals die Messe und Festival für elektronische Klangkultur im Funkhaus Berlin zu Gast | Rückblick. Seit 2017 aber ziehen die Messefreunde in die Wuhlheide ins FEZ. Trotzdem sei drauf hingewiesen, weil Nils Frahm - versierter Komponist, Produzent und gefeierter Interpret UND einziger Dauermieter im großen Produktionskomplex B im Funkhaus Berlin - bei der 2023er Messe dort als Gastredner auftrat.
Im Video erklärt er seine Arbeitsweise mit seinem AM1-Mischpult, dem zentralen Knotenpunkt für seine Instrumente und Effekte sowohl bei seinen Live-Auftritten als auch bei seinen Aufnahmen. Dabei begeistert seine unkonventionelle Herangehensweise allgemein, nicht zuletzt auch an das uralte Instrument Subharchord, welches er als Aufzeichnung allerdings nur einspielen kann.
Frahms riesige Bühnenshows in einem wahrlich hypnotisierendem Ausmaß hat ihm weltweit viele Fans eingebracht. Seine Welttourneen beginnen oder enden trotzdem immer erst mal im Saal 1 des Funkhauses Berlin | 12. und 13. 10. 2023.
Über die Osterfeiertage im April 2023 waren sowohl im Kinofilm „Olaf Jagger“ als auch im TV Tatort „Nichts als die Wahrheit“ kurzzeitig Drehorte zu erkennen, die Zuschauende nicht unbedingt dem Gelände des ehemaligen DDR-Rundfunkzentrums zuordnen würden. Zeitzeug:innen möglicherweise aber schon. Nicht zuletzt die ehemalige DT64-Moderatorin Christine Dähn, die in der fiktionalen Doku „Olaf Jagger“ die Kunstfigur Olaf Schubert übers ehemalige Funkhausgelände führt. Oder auch ihr ehemaliger Kollege Knut Elstermann mit seiner Filmkritik bei radioeins.
Zu sehen sind in beiden Filmen die noch sichtbaren Überreste der einstigen Blöcke E-R | E-T von innen und außen.
Siehe auch: Zuständigkeiten | Überblick über das ehemlaige DDR-Rundfunkzentrum | 60er Jahre | Führung 2022
1927 - 2023
Am 27. März 2023 verstarb die Sportreporter-Legende Heinz Florian Oertel im Alter von 95 Jahren.
In seinem Buch "Wenn man aufsteht, wird die Verbeugung tiefer" beschreibt Heinz Florian Oertel auch sein Radio-Zuhause im Funkhaus in der Nalepastraße. Hier hatte sich der DDR Rundfunk Anfang der Fünfziger einquartiert und wuchs von da an vom Provisorium zum Großprojekt.
„Inmitten von Kleingärten und Industrieanlagen, direkt am idyllischen Ufer der Spree war es vielleicht eine der merkwürdigsten Radio-Einrichtungen der Welt. Einem Ort mit einem 40jährigen hochinteressanten Rundfunkleben. In der Schöneweider Nalepastraße entstand ein neues Haus, in dem Kolleg:innen des bisherigen Mitteldeutschen Rundfunks zusammengeführt wurden zu “Radio DDR”. Im Laufe der Jahre verbesserte sich die Technik, Hörspiel- und Musikstudios kamen hinzu, die nach Ansicht von Experten bestes Niveau besaßen - bis in die letzten Lebensmonate des Funkhauses dort erstklassige Musiker, Orchester und Bands produzierten.“ Zitat des Autors, Seite 52 | Mehr zum Buch unter der Rubrik "LeseTipps" ...
In Erinnerung an Heinz Florian Oertel auch drei geteilte YouTube-Videos:
2023 sei erinnert an ein Konzert mit „Hauschka“ alias Volker Bertelmann im Jahr 2017 im großen Aufnahmesaal 1 im Produktionskomplex B. Sechs Jahre später sollte der Düsseldorfer Filmkomponist die wichtigste Auszeichnung der internationalen Filmbranche - den Oscar - gewinnen. Volker Bertelmann entwarf u. a. auch den bewegenden Soundtrack zur Verfilmung des Literaturklassikers "Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque, bei dem lediglich drei Töne dem Musiker ausreichten für das düstere Grundmotiv, um den Horror des Ersten Weltkrieges spürbar zu machen. Westart hat seinerzeit den Oscar-Gewinner in Düsseldorf getroffen:
Rückblick auf das "Hauschka-Konzert am 4. April 2017 im Funkhaus Berlin | Aufnahmesaal 1" | siehe auch "Momentaufnahmen 2017":
Im Jahr 2023 dürfen wir 100 Jahre zurückblicken auf einen Tag, an dem die allererste Sendung des „Unterhaltungsrundfunks“ vom Berliner Vox-Haus auf Welle 400 in den Äther ging. Seither ist die Erfolgsgeschichte nicht mehr aufzuhalten. Zwar gibt es auch sehr dunkle und erschreckende Kapitel in der Geschichte des Hörfunks, vor allem in den Zeiten des dritten Reiches, aber das Radio spielte auch eine sehr große Rolle bei der Aufarbeitung der NS-Herrschaft und der Demokratisierung. Es war dabei beim Volksaufstand in der DDR 1953 und beim Mauerfall 1989. Und für viele von uns spielt das Radio immer noch den Soundtrack unseres Lebens. Lesen und hören Sie bitte weiter auf der Website des SR ...
100 JAHRE RADIO IN DEUTSCHLAND
Diese Publikation der Bundeszentrale für Politische Bildung entstand der in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Rundfunkarchiv. Sie wirfst Schlaglichter auf die verschiedenen Facetten der deutschen Radiogeschichte und wagt zugleich einen Ausblick in die Zukunft des ebenso langlebigen wie vielseitigen Mediums. Siehe auch: Auch wenn das Internet wächst, das Radio lebt weiter.
Auch 100 Jahre später ist das Radio nicht aus der Medienwelt wegzudenken, ob als Informationsquelle, Kulturproduzent oder musikalischer Tagesbegleiter. Stets im Zeichen politischer, gesellschaftlicher und technischer Entwicklungen stehend, hat es immer wieder seine Wandlungsfähigkeit und Relevanz unter Beweis stellen können.
HörTipps: Beitrag vom Deutschlandfunk vom Januar 2023: Wie der Rundfunk 1923 startete || Was macht dieses Medium Radio aus? Wie wird sich der Hörfunk in Zukunft verändern? Dazu das SWR2 Forum vom Januar 2023
Passend dazu die ebenfalls bei der Bundeszentrale für Politische Bildung erschienene Publikation im Jahr 2013:
SOUND DES JAHRHUNDERTS
Wie klangen Städte zu Beginn des 20. Jahrhunderts? Wie wurde und wird mit Tönen Politik gemacht? Welche Hits haben sich in unserem akustischen Gedächtnis verewigt? Welche Melodien bestimmen das Selbstverständnis von Menschen, Gruppen und Nationen? Das Buch spürt all den akustischen Zeugnissen nach, die das 20. Jahrhundert prägten.
Ein Großteil unserer Orientierung in der Welt gewinnen wir über das Hören. Das Ohr nimmt vor allem den emotionalen Aspekt einer Information auf. Manche Geräusche sind lebenslang im Unterbewusstsein gespeichert. Klänge können Erinnerungsorte sein und Identität stiften. Musik kann aufwühlen und erregen.
In 100 Beiträgen werden Geräusche, Töne und Stimmen, der Sound des 20. Jahrhunderts, rekonstruiert und analysiert: die Klang- und Geräuschveränderungen im öffentlichen Raum, die verschiedenen Aufzeichnungsmedien und Tonträger, Jingles und Soundtracks in Radio, Film und Fernsehen, Meldungen und Reportagen sowie musikalische Schlüsselwerke der Moderne und epochale Filme. Dem Buch liegt eine DVD mit über 80 akustischen Zeugnissen des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts bei. Details zu beiden Büchern und dessen Erwerb auf den jeweiligen Seiten der Bundeszentrale für Politische Bildung, hier und hier ...
Die Herausgeberin der Zeitreisen-Webpräsenz freut sich über Zeitzeugen*innen, die peu à peu helfen, die Seiten dieses Online-Portals mit historischen Dokumenten auch weiterhin zu füllen. || Entgegen genommen werden bereits aufbereitete digitalisierte Beiträge unter Einhaltung des Datenschutzes. || Stationen der virtuellen Zeitreise